Sonntag, 24. August 2014

Sirenen



Sirenen.

Heute assoziiert man damit ja etwas sehr Technisches, das den Schrecken ankündigt. Die Namensgeberinnen hingegen waren selber der Schrecken, den sie ankündigten.

Bekanntlich rettete der listenreiche Odysseus seine Mannschaft dadurch, dass sie sich die Ohren mit Wachs verstopften. Er aber, neugierig wie immer, ließ sich offener Ohren an den Mast fesseln. 
Nun frage ich mich Folgendes: Wenn die Damen so ausgesehen haben, wie es die Augenphantasie der neuzeitlichen Maler versucht hat darzustellen, dann frage ich mich, warum sie überhaupt singen mussten (vorausgesetzt, man liebt und verehrt, wie unsere Ahnen und ich,  die etwas üppigere Variante des weiblichen Körperbaues).

Wenn sie freilich so aussahen, wie manche antike Darstellungen sie zeigen, dann frage ich mich, was genau die Seemänner sich von Damen versprachen, deren Unterleib höchstens ein Vogel- oder Fischmännchen gereizt hätte. Noch eher frage ich mich freilich, was und wie sie gesungen haben, dass den Herren diese Frage offensichtlich gar nicht erst kam. Aber bei Lichte betrachtet und nach längerem Sinnen (und Nachlesen) wird es mir schon klar, dass die Verlockung der Sirenen eine intellektuelle war und gerade keine sexuelle: sie verhießen Erkenntnis, allemal der Zukunft. Eine singende Sirene, die mir verheißen hätte, ich könne am Ende Hegel fließend lesen und verstehen, hätte mich sicher eher gelockt, als eine, die im bekannten "Ruf mich an"-Ton allerlei vergängliche Lust angepriesen hätte. Vermute ich mal, räusper.



Erst die mehrfach unterdrückte Geilheit der prüden Kirchenväter machte aus ihnen Sexmonster und fabulierte allerlei Gang-bang-haftes. O Kirche, Kirche!!! Du hast den Feind, den du hier meinst bekämpfen zu müssen, allererst geschaffen, und glaube mir: er sitzt nicht in in den Tiefen der Hölle, sondern in den Tiefen der Angst vor Kontrollverlust. Schande darüber, dass Du es jemals Schande genannt hast und es dadurch erst zur Schande machtest und allerhand Schändliches freisetztes. Origenes kann nicht die Lösung sein! So entkommt man den Sirenen nicht!  Und schon gar nicht in Knabengestalt.  Origenes

Andererseits führte diese Prüderie dazu, dass die Phantasie der neuzeitlichen Maler sich unter dem Mäntelchen der Mythologie austoben konnte, und welch spezielles Vergnügen das Malen des nackten Körpers (beider Geschlechter, wohlgemerkt) bedeutet, merke ich selbst bei meinen Zinnpöppeln doch recht deutlich. Der Körper ist eben gerade das besondere Geschenk Gottes an den Menschen, immerhin, das sagt doch der alte Mythos deutlich genug, von Gott selber handgeknetet (während alle anderen Geschöpfe Kopfprodukte sind) und also der bewußten Wahrnehmung ausgehändigt.
Nicht ohne Grund heißt die Hautfarbe in der Malerei "Inkarnat" und ist seit je mit allerhand Spekulativem vermischt (Inkarnat)
Man muss sich, um sie malen zu können,  der Haut und ihren Geheimnissen schon sehr nähern, namentlich dem Element der Haut, das am meisten Kummer macht: Der Falte mit ihren millionen Schattierungen. Genauer und tiefer schaut da niemand hin (Friseurin und Visagistin vielleicht noch, und die Schönheitschirurgen).

Lange Rede kurzer Sinn: Ich habe also, ähem,  gut bildungsbürgerliche Gründe, mich der schweren Aufgabe zu widmen, enthüllte weibliche Körper farblich zu gestalten. Und das ist und bleibt die Königinnendisziplin der gegenständlichen, und innert dieser wiederum der "Fass-Malerei", wie ich sie betreibe (keine Sorge, ich habe nicht das Saufen angefangen, sondern mich nur korrekt im Kanon der handwerklichen Künste verortet: Fassmaler).


Darum meine Begeisterung für Ingres´ Technik (seine Sujets sind mir oft etwas zu altherren-budoirhaft), den zarten Schmelz, den Schimmer und den Farbenreichtum (sic!) weiblicher Haut darzustellen.


Die Damen hier haben grün (russische Erde), blau (Orientblau), rot (und zwar zwei verschiedene: Karmin und Rubin), braun (Umbra und Vandyck, die Allzweckfarbe), Schwarz, Grau (Paynes, die andere Allzweckfarbe), Weiß, lichter Ocker, Neapelgelb rötlich und Elfenbein in hochdelikaten Mischungen auf der Oberfläche, und ich finde, es ginge sogar noch differenzierter.

Da ist noch mehr möglich.

Die etwas schwierige Frage nach dem Umgang mit unseren schimpansischen Überresten an Köprerbehaarung zu diskutieren, erspare ich mir, die von mir - in jeder Hinsicht! - bevorzugte Lösung ist ja schwer übersehbar, die üblich gewordene Ganzkörperglatzköpfigkeit finde ich....lassen wir das. Aber als Maler muss ich auch hier sichtbare Akzente setzen.


Die Figuren sind erstklassig sowohl in Gravur als auch in Guß, Zinnfiguren Lampert.

Zwei Bilder in jeweils etwas anderer Belichtung und Auflösung. Es sind 30mm Figuren (Augenhöhe)







Sonntag, 3. August 2014

Stab Poniatowski bei Auenhain: eine Kostbprobe

Ich haben nun alle Figuren für den Stab von General Poniatowski für das geplante Projekt "Schäferei Auehnhein" (Leipzig 1813) fertig. Als kleines Appetithäppchen ein Bild, wenn es auch nicht sehr gelungen ist, so gibt es doch einen Eindruck. DAs eine oder andere Detail wird sicher noch korrigiert werden müssen (das ist ja eine richtige Wissenschaft mit diesen Uniformen), aber ich denke, im Ganzen stimmt der Eindruck.